EDMUND ANGERER – KOMPONIST DER WELTBERÜHMTEN KINDERSINFONIE

Edmund Angerer wurde am 24. Mai 1740 als Sohn des Schullehrers und Chorregenten Stephan Angerer in St. Johann in Tirol geboren. Von seinem Vater (1711 – 1777), der selbst ein bedeutender Musiker war, erhielt er seine erste musikalische Ausbildung.

Er trat zunächst als Kapellknabe in das königliche Damenstift zu Hall und schließlich 1758 in das Benediktinerstift Fiecht (im Inntal bei Schwaz) ein, wo er vom bedeutenden Kirchenmusiker Vigilius Blasius Faitelli Kompositionsunterricht erhielt. 1764 feierte Angerer seine Primiz. Nun wirkte er als Chorregent und besonders angesehener Organist im Stift Fiecht sowie als Musiklehrer in der angeschlossenen Konviktschule und verfasste neben unzähligen geistlichen Werken auch Singspiele. Pater Edmund Angerer verstarb als weitum angesehener Musiker 1794 in Stift Fiecht.

Im Jahre 1992 wurden die Originalnoten einer Komposition von Pater Edmund Angerer mit dem Titel „Berchtolds-Gaden Musick“, aufgefunden. Dieses Werk aus der Zeit um 1765 war immer als Unterhaltungsmusik gedacht und bot deshalb auch die Möglichkeit für eine anonyme Überlieferung. So war die Komposition mit den Kinderinstrumenten in kurzer Zeit als eine Art „Schlager“ des 18. Jahrhunderts in ganz Europa verbreitet.

Da Edmund Angerer in der Musikwelt bald nach seinem Tod in Vergessenheit geriet und es schon sehr früh Druckausgaben seiner inzwischen „Kindersinfonie“ genannten Komposition gab, wurden bald schon Leopold Mozart, manchmal sogar Wolfgang Amadeus Mozart oder auch Josef bzw. Michael Haydn als Komponisten dieses Werkes angegeben.

Durch die Auffindung der Originalnoten konnte jedoch der in St. Johann geborene Edmund Angerer eindeutig als Urheber dieser weltberühmten Komposition nachgewiesen werden.

Angerers ursprüngliche Bezeichnung des Werkes als „Berchtesgadner Musik“ leitet sich von den dabei eingesetzten Kinderinstrumenten ab, die im 18. Jahrhundert international begehrte Modeartikel waren. Erzeugt wurden sie neben Krippenfiguren und anderem Holzspielzeug in Berchtesgaden, aber auch in Gröden und Oberammergau. Kinder auf den Straßen erfreuten sich daran ebenso wie adelige Herrschaften in den Residenzen und Klöstern.

Die spezifische Besetzung von Kompositionen mit diesen Spielzeuginstrumenten wird in einem zeitgenössischen Bericht genauer erklärt: „Bei dieser Musik haben Violins, Bratschen und Kontrabass die Hauptstimme, die Nebenstimmen aber werden mit verschiedenen, in dem hiesigen Lande (von Berchtesgaden) verfertigten Pfeiferln, Ratschen, Trompeterln, Kuckucksmaschinen, alles auf Noten und Takt besetzt.“

Hörbeispiel: „Berchtolds-Gaden-Musick“ 1. Satz (Allegro)

Weitere Informationen zu Edmund Angerer finden Sie unter „Journal“ in der 2. und 3. Ausgabe unserer heimatkundlichen Schriftenreihe „Zwischen Kaiser, Kalkstein und Horn.“

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